Ludwigs
Burg
Festival

Preisverleihung an Tabea Zimmermann im Livestream

Am 15. Juni: Ernst von Siemens Musikpreis 2020

Ursprünglich für den 11. Mai 2020 angesetzt, holt die Ernst von Siemens Musikstiftung die Preisverleihung an Tabea Zimmermann nun nach. Am 15. Juni wird das über 30-jährige Schaffen der Bratschenkoryphäe geehrt. Mit dem Preisgeld wird sie eine neue Stiftung gründen. Wir gratulieren der Preisträgerin, die am 8. Juli auch in Ludwigsburg zu Gast sein wird!

Tabea Zimmermann ist eine gestandene Musikerin, deren Profil ebenso facettenreich ist wie ihr Repertoire. Seitdem sie mit drei Jahren den Bratschenunterricht begonnen hat, durchschritt sie viele Stationen: Von Lahr ging es nach Freiburg und Saarbrücken, über Salzburg und Frankfurt schließlich nach Berlin – entlang dieser Route gewann sie unter anderem Preise in Frankfurt, Genf, Paris, Budapest und Siena und knüpfte wertvolle Freund- und Bekanntschaften mit Musiker*innen und Komponist*innen. Besonders angetan von ihrem Bratschenspiel war György Ligeti. Häufig im Schatten der Violine stehend, hebt Ligeti die Viola jedoch hervor und schreibt ihr poetisch »eine eigenartige Herbheit […] mit dem Rauchgeschmack von Holz, Erde und Gerbsäure« zu. Tabea Zimmermann inspirierte ihn zur Sonate für Viola solo, die mittlerweile zum Standardrepertoire der Bratschenliteratur gehört.


Auf ihrer Reise in verschiedenen solistischen und kammermusikalischen Kontexten entwickelte Tabea Zimmermann vor allem auch ihre kritische und politische Facette. Beispielsweise hat sich in ihrer Residency beim Ensemble Resonanz der Traum verfestigt, »als Kollektiv die hierarchischen Strukturen in der Musik noch ein bisschen [abzufeilen]«, wie sie im Interview mit Eckhard Roelcke im März 2020 konstatiert. Zudem beobachtet sie eine übermäßige privatwirtschaftliche Entwicklung des Kulturbetriebes, in der es um Gewinne gehe, statt um den gesamtgesellschaftlichen »Mehrwert an Wissen und auch an Persönlichkeitsbildung«. Im Interview mit dem Deutschlandfunk verdeutlicht Zimmermann einmal mehr ihre Leidenschaft als Bratschenlehrerin und spricht sich im Zusammenhang mit und als Gegensteuerung zu gewinnorientierten Privatveranstaltern für »eine Verpflichtung zur Abgabe günstiger Kartenkontingente an Schüler, Studenten, Sozialeinrichtungen etc.« aus.


Ihr Standpunkt ist deutlich, ihre Perspektive durch über 30 Jahre Erfahrung geschärft, und ihr Profil unverkennbar tiefgründig und intellektuell. Tabea Zimmermann, die sich statt als Bratschistin lieber als »Musikerin mit Bratsche« bezeichnet, findet ihre Erdung im Unterrichten und ihre Inspiration in der musikalischen Begegnung mit anderen Menschen. Als »eine wahnsinnige Ehre« beschreibt sie die Auszeichnung der Ernst von Siemens Musikstiftung und fühlt sich in ihrem Schaffen ermutigt und bestätigt. Zimmermann verwendet das Preisgeld, um im Andenken an ihren verstorbenen Mann David Shallon eine Stiftung zu gründen. Bei der Verleihung am 15. Juni ab 19:30 Uhr spielt sie Georges Aperghis vierten Satz aus »Migrants – Aria«, Benjamin Brittens »Lachrymae« gemeinsam mit dem Ensemble Resonanz und schließlich »Naturale« von Luciano Berio. Über unsere Digitale Bühne gelangen Sie zum Livestream, der in einer Kooperation der Ernst von Siemens Musikstiftung und BR-KLASSIK aus dem Prinzregententheater gesendet wird.


Am 8. Juli wird Tabea Zimmermann in ihrem kammermusikalischen Element bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen zu hören sein: Gemeinsam mit dem Pianisten Javier Perianes bringt sie in »Zimmermann Perianes Cantilena« ihre Bratsche zum Singen. Es erklingen Werke von Johannes Brahms, Manuel de Falla, Enrique Granados und Astor Piazzolla. Wir gratulieren Tabea Zimmermann herzlich zur Auszeichnung mit dem Siemens-Musikpreis 2020 und freuen uns auf ihren inspirierenden Besuch bei uns!

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